Fortbildung

Sergeij warf mit einer Handbewegung das Ende des Pelzbesatzes seines Umhangs über die Schulter, während er zu dem gemauerten Kamin trat, der an der Stirnseite seines geräumigen Büros aus der Wand ragte. Für ihn herrschten in dem Raum angenehme Temperaturen, weniger genügsamen Mitteleuropäern - Sergeij dachte das Wort mit Abscheu und Verachtung - wäre es höchstwahrscheinlich zu kalt gewesen, wie er vermutete.
Keine Flamme brannte in dem steinernen Viereck, was sich sofort änderte, als der Zauberstab des Russen kurz in seiner Hand schnippte, Feuer leckte an den rußgeschwärzten Mauern auf, rotorange züngelte es hoch. Sergeij betrachtete es kurz mit einer gewissen Faszination, bevor er in den Behälter griff, der auf einem metallenen Fuß stand, und eine kleine Hand voll Flohpulver hinausnahm.
Es regnete in die Flammen, die sich sofort leuchtend grün verfärbten. Ohne Angst trat er mitten hinein - natürlich. Kein Durmstrang hätte je davor Angst gehabt, er war schließlich gut erzogener Reinblüter!
Laut und deutlich war seine Stimme, als er den Namen seines Ziels aussprach, ein Sitzungssaal, irgendwo in Großbritannien, wo ohnehin alles dasselbe war.
Eine Fortbildung. Sergeij schnaubte verärgert. Als ob er sich von irgendwelchen Südländern - Großbritannien war schließlich fast Spanien, quasi Äquatorregion - beibringen lassen musste, wie er seine Schüler zu unterrichten hatte!
Dementsprechend sinnlos war es, aber vor allem im Hinblick auf die im Sommer und Herbst folgende Zusammenarbeit der Schulen war es unvermeidlich, ein wenig Kooperationsbereitschaft zu zeigen. Sergeij war nicht dumm, und obwohl er für sich keinen Sinn darin entdecken konnte, würde er zu dieser Fortbildung gehen, und sei es nur, um sich im Stillen über die Kulturlosigkeit und Einfältigkeit der Engländer zu amüsieren.
Während diese Gedanken noch durch seinen Kopf wanderten, tauchte bereits der Raum vor ihm auf und Sergeij trat aus dem Kamin, seinen pelzbesetzten Umhang hinter sich herziehend.

Die Wände des Raums, den der Russe nun betreten hatte, waren aus Holz, nicht aus Stein, eine Tatsache, die er bedauerte, und er hatte große, verglaste Fenster, die nur die nasse Tristesse der Stadt zeigten. Furchtbar. Sergeij ließ seinen Blick kurz durch das Zimmer wandern, musterte die bereits Anwesenden und trat dann langsam zu einem Stuhl neben einem Lehrer, den er auf etwas jünger schätzte, als er selbst es war.
Er war vermutlich Engländer, zumindest schien der grässliche Regen, der gegen die Fenster klopfte, ihn weder zu stören noch zu überraschen. Hätte es nicht stattdessen schneien können? Aber wahrscheinlich kannten diese bleichgesichtigen Menschen Schnee überhaupt nicht.
Sergeij unterdrückte ein genervtes Seufzen, wandte sich stattdessen dem Mann zu, der neben ihm saß.
Höchstwahrscheinlich verstand dieser kein Russisch, Sergeij musste also auf seine tadellosen Kenntnisse des Englischen zurückgreifen - obwohl er die Sprache hasste. Sie hatte nicht die Schönheit des Russischen, sie war.. Einfach.
“Guten Tag”, begrüßte er ihn, sein Akzent nur minimal wahrnehmbar, während er erneut den Pelzbesatz zurückschob. Von einem Engländer war zwar nicht viel zu erwarten - gar nichts, eigentlich -, aber schweigsam in der Ecke zu sitzen würde zwar wahrscheinlich dem Klischee entgegenkommen, den Tag aber recht langweilig für Sergeij gestalten.
“Sie kommen von Hogwarts?”, fragte er, höflich und mit relativ leiser Stimme, um die sonstigen Anwesenden nicht zu stören.

“Soweit ich mich erinnere, haben wir den genauen Ort unserer Schule nicht bekannt gegeben”, stellte Sergeij mit einem schmallippigen Lächeln fest, bevor er fortfuhr: “Aber Sie liegen richtig, ich bin tatsächlich Russe. Kompliment, mein Akzent ist kaum hörbar, sagen mir die meisten”
Er klang nun freundlicher, während er den Lehrer vor sich beobachtete.
“Erlauben Sie mir, mich vorzustellen: mein Name ist Sergeij Mischkin, Schulleiter in Durmstrang”, fügte er hinzu, indem er dem anderen die Hand hinstreckte. Dass er neben seiner Position als Schulleiter auch Lehrer der Dunklen Künste war, erwähnte er nicht, er hatte in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass diese Engländer - zumindest die, die nicht ihre Kinder nach Durmstrang schickten, wie es vernünftig gewesen wäre - leicht empfindlich darauf reagierten. Sergeij selbst fand nichts an seinem Fach auszusetzen, im Gegenteil, er empfand es als große Ehre, ausgerechnet die Dinge, die ihn selbst am meisten faszinierten, den Schülern näher bringen zu dürfen.
Gut, der Zufall - mehr oder weniger, aber niemand würde den Zufall je anzweifeln - hatte ihm in die Karten gespielt, als der Schulleiter und der Lehrer für Dunkle Künste beide genau dann gestorben waren, als Sergeij bereit gewesen war, beide Stellen zu übernehmen. Aber es gab für niemanden einen Grund, sich zu beschweren, er war ein guter Lehrer.
“Richtig, wegen des Trimagischen Turniers. Mit Ihrer Schulleitung hatte ich zwar bereits grobe Punkte geklärt, aber ich denke, es ist wichtig, gemeinsam zu einer Lösung zu kommen”, erklärte er, in dem Tonfall, den er immer nutzte, wenn er sich offiziell ausdrückte.
“Darf ich fragen, welches Fach Sie das Ihre nennen?”, fragte Sergeij dann noch, mehr um Interesse zu heucheln, als weil er tatsächlich auf die Antwort gespannt war. Aber was tat man nicht alles für eine gute Konversation?

Sergeij hob anerkennend eine Augenbraue. Geschichte der Zauberei erachtete er selbst zwar als äußerst unwichtig, aber Verwandlungskünstler hatten seine Hochachtung - obwohl natürlich niemand an die Dunklen Künste heranreichte.
“Das stimmt wohl. Zweifellos, hier in dieser Nässe würden uns eher Regenmäntel dienen”, sagte er, nicht ohne ein leichtes Schmunzeln, während er zugleich die Hand seines Gegenübers schüttelte. Paul Taylor, also. Und er war freundlich, doch Sergeij machte sich keine Illusionen - erstens war ein Engländer ohnehin schon gehandicapt, wie er selbst es wohl ausdrücken würde, und zweitens hatten sie gerade erst die Begrüßung hinter sich. Vermutlich war er ein Muggelfreund, immerhin galten diese in Hogwarts als gleichberechtigt. Sergeij lächelte dennoch weiter: “Ja, ich hatte bereits die Ehre, Miss Black kennen zu lernen, ich bin überzeugt, dass das Turnier ein großartiger Erfolg wird” - für Durmstrang zumindest, dachte er, sagte es aber nicht laut. Kontraproduktiv in einer Veranstaltung, in der es um die Verständigung zwischen den Ländern ging.
Das Klopfen des Regens auf den Fenstern hielt immer noch an, und unwillkürlich blickte Sergeij zu einer der in Holz gefassten Glasplatten. Es deprimierte ihn, dieses nasse Grau, es hatte nichts von der Eleganz einer verschneiten Landschaft oder der klaren Kühle eines russischen Wintermorgens. Nicht im geringsten, es war furchtbar.
“Sagen Sie - entschuldigen Sie die Nachfrage und meine Unwissenheit -, aber schneit es im Winter hier ebenso sehr wie in nördlicheren Gefilden?”, fragte er, obwohl er die Antwort erahnte. Grausam, wenn er einen Winter ohne meterhohe Schneedecke überleben musste - dummerweise war er aber gezwungen, fast das gesamte nächste Jahr in Großbritannien zu verbringen - die Schattenseiten seiner mit viel Gutem verbundenen Position als Schulleiter. Aber was hätte er tun sollen? Durmstrangs Beteiligung am Turnier ablehnen? Wohl kaum.

Bedauern zeichnete Sergeijs Gesicht, das aber nicht von dem Gedanken an die Gefahren für die Champions verursacht wurde, sondern von der Vorstellung, womöglich nur wenige Zentimeter Schnee zu sehen. Eine Tatsache, die der andere Mann aber nicht unbedingt erfahren musste, weswegen er zustimmend nickte: “Ich habe großen Respekt vor denjenigen, die diese Aufgabe auf sich nehmen”
Wer würde der Vertreter Durmstrangs sein? Natürlich hatte Sergeij seine Lieblinge, und er war davon überzeugt, dass ebendiese auch die würdigsten Kandidaten waren, aber gab es überhaupt eine Möglichkeit, den Ausgang der Entscheidung zu beeinflussen? Sergeijs Gedanken schweiften ab - er konnte natürlich nur demjenigen - oder besser derjenigen - die er auswählte, gestatten, ihren Namen in den Kelch zu werfen. Irgendwie hatte er aber das Gefühl, dass die Briten dieser Intention entschieden widersprechen würden…
Sergeij blickte erneut zum Fenster, wo das nervtötende Prasseln kein Ende nahm - wieder und wieder, eine nie endende Kakophonie von immergleichen Tönen, die Sergeijs Denken vollkommen vereinnahmte. Im Schneegestöber konnte man versinken, konnte sich treiben lassen - hier wurde man durch unerwartet große Tropfen immer wieder aufgeschreckt.
“Diese Aussichten.. Sind natürlich nicht das, was ich gewohnt bin, aber ich bin sicher, die Annehmlichkeiten Ihrer Schule werden das ganze wieder wett machen”, erwiderte er dementsprechend diplomatisch, und weil er nie Hogwarts gesehen hatte, fügte er hinzu: “Ihre Schule ist ein Schloss, nicht wahr? Ein ehemaliges?”

“Ich bin nicht sicher”, sagte Sergeij, obgleich das Gegenteil der Fall war. Er hätte damals nicht einmal überlegt, zu groß wäre die Versuchung, zu groß der mögliche Siegespreis gewesen. Aber zu seiner Zeit war das letzte Trimagische Turnier gerade über die Bühne gegangen, und nach dessen Ausgang wunderte es den Russen nicht, dass die Ministerien der einzelnen Länder eine derart lange Zweit hatten verstreichen lassen, bis die Initiative der derzeitigen Spitze Großbritanniens endlich den Ausschlag gegeben hatte.
Sergeij war zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange im Amt gewesen, zu kurz für einen derartigen Schritt, der ihn vielleicht seine neu gewonnene Position gekostet hätte.
So hatte England eben die Lorbeeren erhalten, doch Sergeij scherte sich nicht darum. Um Anerkennung der Weltöffentlichkeit war es ihm nie gegangen, und die Ziele, die er mit dem Turnier verband, waren weit profaner als die hehren Ansprüche, die wohl der Rest der Zauberergemeinschaft daran stellte.
“Ich bin sicher, das werde ich. Wie auch der Rest meiner Schule”, erklärte Sergeij, um auf die Antwort seines Gegenübers einzugehen, bevor er selbst die Frage stellte, die ihn interessierte: “Und Sie? Hätten Sie Ihren Namen hineingeworfen?”
Sein Ton war sachlich, doch es klang Interesse und wohl auch etwas Neugier darin mit, eine Tatsache, die Sergeij weder verbergen wollte noch es überhaupt vermocht hätte.
Sein Blick fiel erneut auf das Fenster - es wunderte ihn, dass er ihn überhaupt hatte abwenden können. Überall Nässe, selbst die hölzernen Wände strahlten Feuchtigkeit aus. Sergeij schüttelte es.
“Beauxbaton? Sagen Sie, ich hatte auch mit einer Delegation der Franzosen gerechnet, sind sie gar nicht erschienen?”, fragte er, die Augenbrauen in die Höhe gehoben. Und noch jemanden konnte er nicht im Raum entdecken - Calliope Black, die einzige Lehrerin an Hogwarts, die er bisher kennen gelernt hatte.

Sergeij nickte leicht, schob die Antwort aber noch auf, um stattdessen seinen Blick durch den Raum wandern zu lassen. Er war der einzige Lehrer seiner eigenen Schule, da er keine Veranlassung gesehen hatte, auch den anderen die Reise nach London aufzubürden - pure Menschenfreundlichkeit natürlich. So war er eben.
Spott machte sich in Sergeijs Kopf breit, und um ihn nicht nach außen dringen zu lassen, antwortete er nun doch: “Ja, sehr schade, dass Ihre Schulleitung offensichtlich verhindert ist. Sind denn ansonsten Mitglieder Ihres Kollegiums hier?”, Bedauern in seiner Stimme.
Es war viel zu warm hier; so warm, dass Sergeij schnaufend den Umhang von seinen Schultern schob, um etwas mehr Luft an seinen Körper dringen zu lassen, der die ungewohnte Hitze eher gering schätzend zur Kenntnis nahm. Dummerweise war auch seine sonstige Kleidung mehr auf die Kälte Russlands ausgerichtet, weswegen Sergeij ernsthaft mit dem Gedanken spielte, sich kurz zu verabschieden. Aber das würde er natürlich nicht tun, so verweichlicht waren vielleicht Engländer, ganz sicher aber kein russischer Reinblüter. Über sich selbst verärgert, war seine Stimme eine Spur zu scharf, als er an sein Gegenüber gewandt sagte: “Ich denke, die Entscheidung wird von den meisten Schülern nicht halb so gut durchdacht, wie sie es sein sollte - nicht, dass ich bei Ihnen davon ausgehe”
Er lächelte ein halbes Lächeln, beinahe humorlos, obwohl er sich große Mühe gab, es ernsthaft wirken zu lassen. Er war ein guter Politiker, Lügen war kein Problem, aber nur allzu oft stand ihm seine mangelnde Lust im Weg. Andererseits - so wichtig war das ganze absolut nicht.

Beifälliges Nicken war die Antwort. Der Lehrer war klug, aber all das hier war nur Politik, nur taktieren, wie Schachspielen. Unnötig, zu erwähnen, dass Sergeij Schach hasste. Besonders die Muggelvariante, dort gab es nicht einmal den Anflug von etwas Spannung. Hin- und Hergeziehe, mehr war an diesem großen Mythos nicht dran. Ach, richtig. Angeblich sollte das Ganze auf Intelligenz beruhen. Aber es war keine Intelligenz, es war das, was dumme Menschen als Intelligenz zu bezeichnen pflegten, um überhaupt etwas zu haben, in dem sie gut waren. Doch an wirkliche, wahre Intelligenz reichte Schach nicht heran.
“Oh, tatsächlich? Dann wundert es mich umso mehr, dass sie beinahe alleine sind”, erwiderte Sergeij, indem er den Kopf leicht neigte. Der Tag versprach, noch um einiges langweiliger zu werden, als Sergeij ohnehin geglaubt hatte - und England noch um einiges furchtbarer.
Die Wärme bekam ihm nicht, sie verstellte die Dinge in seinem Kopf, die wichtig waren, verschleierte, was nicht verschleiert werden durfte, und sie sorgte dafür, dass er Kopfschmerzen bekam. Grausam. Wie hielten diese Engländer das aus? Wie schafften sie es, trotzdem am Leben zu bleiben - wenn er nicht einmal sicher war, ob er den Frühling hier einigermaßen überstehen würde.
Seine Langeweile wurde dadurch kurz verdrängt, dass sich die Tür öffnete und der Dozent eintrat, der diese hübsche, aber völlig sinnlose Fortbildung leiten würde. Er war jung, viel zu jung für Sergeijs Geschmack, und er war die Sorte Mensch, die glaubte, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Der Russe blickte zu seinem Sitznachbarn, während das Männchen vorne begann, etwas von der Ehre zu faseln, die es war, hier vor der versammelten Elite… Sergeij schaltete ab.

“Nun, so bedauerlich es ist, aber dann werden sie die ehrenwerte Fahne der großen Schule Hogwarts mit seiner langen und von großen Geistern geprägten Tradition alleine hochhalten müssen”, erklärte Sergeij, indem er den eindringlichen und sehr enthusiastischen Tonfall des Dozenten nachahmte. Er war lächerlich, dieser kleine Mann, der vermutlich keinen Mut hatte und das Fehlen dessen durch möglichst geschwollene Reden auszugleichen versuchte - erfolglos.
Es war schon beinahe schade, dass Calliope Black nicht da war, dachte er, wirklich. Aber nicht zu ändern. Und damit vollkommen egal.
Das Fenster nahm seinen Blick gefangen, der Regen wurde langsam zu einem Tröpfeln, und jetzt sah doch tatsächlich die Sonne hinter den dicken dunklen Wolken hervor. Und grausamer Weise schien sie direkt auf Sergeijs Nacken. Er hatte nicht gedacht, dass es etwas schlimmeres als den Regen hatte geben können - aber so war es. Sonne, Wärme. Fürchterlich.
Dieser Taylor-Mensch neben ihm schien mit seinen Gedanken ebenfalls ganz woanders zu sein - und Sergeij merkte, dass er ihn nicht leiden konnte. Er war Engländer, und das war wahrlich Grund genug. Aber er hielt die Langeweile von ihm ab, und deshalb beugte Sergeigj sich zu ihm, um leise zu murmeln: "Sagen Sie, kennen Sie den Dozenten?"

Sergeij lachte auf - laut war das Geräusch in dem stillen Raum. Niemand schien ihm diese Respektlosigkeit übel zu nehmen, im Gegenteil, wahrscheinlih waren sie unglaublich froh über die Ablenkung. Selbstgefällig spähte er zu dem aufgedrehten Männchen hinüber, das ihm einen bösen Blick zuwarf - wie eindrucksvoll, dachte Sergeij spöttisch, dabei würde dieser Wicht niemals auch nur eine Minute gegen ihn bestehen. Aber aus diplomatischen Gründen war es wohl klüger, kein Duell anzufangen... Leider.
"Da muss ich wohl zustimmen", entgegnete Sergeij, Spott in der Stimme, indem er sich wieder dem jungen Engländer neben sich zuwandte: "Und wir müssen es ausbaden, was?", er lachte erneut, und dieses Mal war der Blick des Männchens beinahe tödlich - und das Kichern einiger anderer Zuhörer gut zu vernehmen.
Vollkommen entspannt sah er wieder u seinem Gesprächspartner und fuhr fort, als habe es keine Unterbrechung gegeben: "Nein, ihne war die Anreise allen zu weit, durchaus verständlich, wie ich meine, aber natürlich bedeutet das eben auch, dass ich alleine die Interessen Durmstrangs vertrete.. o wie Sie ja auch"

Sergeij verzog unweigerlich das Gesicht, fast genervt sah er nun aus, dieser junge Lehrer verstand scheinbar weniger Spaß als er selbst. Oder er war zu sehr darauf bedacht, die Fahnen der altehrwürdigen Hogwartsschule hochzuhalten, dachte er spöttisch. So oder so, er zerstörte etwas den guten Eindruck, den er durch Calliope Black gewonnen hatte. Vermutlich war das der Grund, warum sie die Schule leitete und nicht dieser junge Lehrer. Er gab sich mühe, nicht zu spöttisch zu klingen, als er antwortete, doch eigentlich war es ihm relativ gleichgültig, was er dachte: „Nun, vermutlich haben Sie Recht, aber.. damit müssen Sie leben“
Sergeij nickte, wie zur Bekräftigung, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und streckte die Beine kurz aus, ein weiteres Signal der Langeweile, die geradezu tödlich auf ihm lastete. Oh, warum hatte er nicht einen dieser über motivierten jungen Lehrer schicken können? War es gar die – enttäuschte – Hoffnung gewesen, Miss Black zu treffen oder der Ehrgeiz, nichts aus der Hand geben zu wollen und alles selber zu machen? Was es auch war, Sergeij bereite es. Ändern konnte er daran aber nichts, bedauerlicherweise.
Der Zauberstab, den er die ganze Zeit in seiner Hand hielt – Gewohnheit – begann ihn zu stören, und er schob ihn unter den Umhang, während er sich wieder an den Lehrer wandte, eine Konversation aufrechterhaltend, die ihn nicht im Geringsten interessierte: „Sie freuen sich sicher schon, in Ihrer Schule derart viele Gäste begrüßen zu dürfen?“

Wieder nickte Sergeij, den Spott in jeder seiner Gesten kaum noch zu verbergen suchend. So ermüdend! Und so sinnlos, vermutlich hatten diese Engländer nicht einmal die Fähigkeiten, eine derart deutliche Unmutsäußerung zu erkennen.. Oder so. Zumindest war Sergeij gelangweilt, und dann - das konnte nicht einmal er selbst abstreiten – wurde er leicht reizbar und womöglich auch ein wenig bösartig, und das wollte wirklich niemand miterleben. Es wurde demnach also Zeit, besagte Langeweile zu bekämpfen. Und da keiner in seiner Nähe war bis auf diesen kleinen Engländer.. musste er eben herhalten. Unwillkürlich zuckte Sergeij die Schultern, bevor er sich wieder aufrecht hinsetzte und den Lehrer aufmerksam musterte. Eine kleine Diskussion, deren politisches Ausmaß unvorstellbar groß sein würde?
„Natürlich, natürlich. Das verstehe ich vollkommen“, leicht gereizter Ton, die Mundwinkel ein wenig nach unten... Sergeij war womöglich kein herausragender Schauspieler – zu ermüdend fand er diese Kunst – aber er konnte sich durchaus verstellen, wenn es nötig war. Wichtig war, dass der Lehrer auf seine Unzufriedenheit schließen konnte. Und das würde er.
„Und natürlich ist es wieder Hogwarts“, brummte er, leiser, als sei es nicht für irgendjemandes Ohren bestimmt, doch laut genug, damit sein Sitznachbar ihn verstehen konnte. Ja, Hogwarts. Tatsächlich war er nicht direkt verärgert – in Wahrheit interessierte es ihn nur mäßig, wo die Spiele stattfanden, so lange seine Schule den Sieg davontrug.

Diesmal in echter Unzufriedenheit verzog Sergeij das Gesicht – allerdings nicht deswegen, dass er über die Vergabe des Trimagischen Turniers an Hogwarts verärgert war, sondern vielmehr deswegen, weil es ihn maßlos aufregte, dass dieser junge Herr Taylor sich für ganz besonders klug hielt. Wich er doch Sergeijs genial gestellter Falle aus, und tappte nicht hinein, wie es geplant gewesen war – was den Abend zweifellos aufgelockert hätte.
Also musste er ihn wohl noch mehr reizen – kein Problem.
„Sicher, am Ende geht es um den Sieg“, nickte er, während er seine Hände in Unterstützung dieser Geste leicht anhob, um sie wieder fallen zu lassen. Nun würde er erneut auf Durmstrangs Sieg anspielen, wiederum leise. Aber vorerst – vorerst würde er den Sinn der gesamten Veranstaltung anzweifeln. Soweit er wusste, war dieser genisale Plan vor allem vom britischen Zaubereiministerium ausgegangen – ein Grund mehr.
„Und deshalb sehe ich den Sinn nicht“, brummte er, leiser nun, und hätte er einen Bart gehabt, hätte er in eben diesen hinein gemurmelt. „Es ist doch klar, wie es ausgeht. Durmstrang gewinnt, und das war es. Sehr sinnvoll, ganz im Sinne der magischen Verständigung“, wiederum leise. Und doch, der junge Mann neben ihm würde es hören; konnte es gar nicht überhören. Ob ihm bewusst war, auf welch politisch interessantes Gebiet er sich begab? Wie viel von seinen Antworten abhing? Ah, vielleicht war der Tag noch zu retten. Vielleicht.