Abteil 4

Gast

FIRSTPOST!

Ich saß schon seit längerer Zeit allein im Abteil und versuchte mich so gut es eben ging zu entspannen. Die Ohrstöpsel steckten wahrscheinlich viel zu fest in meinen Ohren und ließen die Musik leise in meine Ohren dringen. Ich war nicht der Typ für viel zu laute Musik, auch nicht durch Kopfhörer. Ein Buch befand sich in meiner Hand, doch ich wollte eigentlich gar nicht lesen und ließ meinen Blick eigentlich nur über die Buchstaben schweifen, ohne wirklich über die Bedeutung der Wörter nachzudenken. Die Beine hatte ich an mich gezogen, meine Füße standen auf der weich gepolsterten Bank, auf der ich auch saß und auf meinen Knien war mein Buch platziert.

Have you ever felt the future is the past, but you don't know how...?

Die Worte drangen aus meinen Kopfhörern geradewegs in mein Gehirn und sausten vorbei ohne auch nur den geringsten Sinn zu hinterlassen. Hatte ich mich jemals so gefühlt? Wovon redete dieser Sänger nur?

A reflected dream of a captured time, is it really now, is it really happening?

Mein Kopf schwirrte vor Gedanken und ich starrte mit glasigem Blick auf die Abteiltür, mein Buch fiel herunter. Ich ließ es liegen

Gast

Einstiegspost

"I don't want to make a scene... I don't want to let you down...", murmelte ich während ich im Gang herum lief. Ich lief jetzt schon seit einer halben Stunde hin und her, fand aber trotzdem keinen Abteil, welches leer oder nicht sehr voll besetzt war. Am Ende ging ich wieder ganz nach vorne und durchsuchte jedes Abteil. "Have I told you lately that I love you? You're the only reason that I'm not afraid to fly" Als ich im vierten ankam saß da nur ein Junge, den ich erst einmal gar nicht erkannte und dann seinen Gesicht dem Namen Jayden zuordnete. "JAYDEN", rief ich und setze mich ihm gegenüber. "Du hast doch nichts dagegen..." Ich beendete mein satz nicht er würde es schon irgendwie verstehen. "Und wie geht es dir? Schöne Ferien gehabt?", plapperte ich drauf los und hielt erst nach der zweiten pause an. "Ich hab dich vermiss. Also warts du bei deiner familie oder hast du deine freie Zeit alleine genossen?" Die Geduld in Person sprach hier. Was für eine Ironie... Ich zappelte mit den Füßen während ich wartete und ließ meinen Blick durch den Abteil schweifen. Die Züge waren wie jedes Jahr. Die könnten eigentlich einen neuen Anstrich gut vertragen. Aber wer dachte schon an soetwas? Was all die Jahre so war bleibt auch so, heißt es am Ende immer wieder. I don't want to make a scene. I don't want to let you down... Mein Ohrwurm setze sich gerade zwischen mehreren Gedanken durch und ich summte das Lied ganz leise, sodass es Jayden nicht stören würde.

Gast

Mein Blick war mehr oder weniger leer, als ich bemerkte, dass sich die Abteiltür öffnete. Ich machte mir nichts daraus, die meisten waren an eine mehr oder wenige abwesend aussehende Version von mir gewohnt; ich registrierte noch nicht einmal, wer gerade herein gekommen war. Ich starrte nur weiter auf meine Knie, wo eben noch mein Buch gelegen hatte, bis plötzlich ein hoher, lauter Schrei an mein Ohr drang und mich aus allen Wolken fallen ließ. Was war das gewesen? Ich war zusammengezuckt, wie ein verschreckter Kaninchen und war gleichzeitig sogar ein wenig weiter in die Ecke gerückt. Ich konnte wohl auch noch von Glück sprechen, dass ich nicht die Band heruntergefallen war.

"I have a constant fear that some things always near"

Wie viel Realität doch in Musik stecken konnte. Ich hörte nur auf mein wildes Herzklopfen, dass beinahe die doppelte Geschwindigkeit des Taktes der Musik angenommen hatte, die Worte des Mädchens, das den Raum betreten hatte - Anna Carter, eine meiner einzigen Freundinnen - hörte ich nicht. Plötzlich sah ich auf und bemerkte, wie sich gerade ihre Lippen wieder geschlossen hatten. Im Gegensatz zu mir konnte Anna reden wie ein Wasserfall, zumindest was Tempo und Ausdauer anging. Ich unterbrach sie:
"Anna! Anna, mach mal ne Pause! Hallo erstmal!", meinte ich und lächelte matt. Ich mochte die aufgedrehte Art des Mädchens zwar, aber zu aufgedreht konnte auf Dauer auch nerven

Gast

Anscheinend schien Jayden davor etwas abwesend gewesen zu sein, weil er vor sich hin schaute obwohl ich schon da war. "Hab ich dich erschreckt?", kam es von mir, obwohl es eigentlich nur in meinem Kopf bleiben sollte. "Okay, ich versuche auch Pausen zu machen" Ich wartete und zählte dabei bis fünf und sagte dann auch "Hallo" Ich grinste kurz und wartete wieder bis ich fünf gezählt hatte. "Wie geht es dir?", fragte ich dann und wiederholte nach der Reihe meine ganzen Fragen von vorhin, dieses mal aber mit Abständen dazwischen, damit ich ihn nicht mit Fragen bombardiere und Jayden noch Zeit zum Antworten bekam. "Ich hoffe deine Ferien waren genauso schön wie meine.", fuhr ich dann fort, wobei es dieses Mal keine Frage war. "Tut mir leid, dass ich einfach reingeplatz kam und dann auch noch so viel geredet habe. Du kennst mich ja" Als Entschuldigung lächelte ich Jayden an und hoffte er würde mir verzeihen wie es auch sogut wie immer lief.

Gast

Ich grinste das Mädchen an. Grinsen, wieder so ein Ausdruck der Emotionen, der so gar nicht zu mir passen wollte. Sie wiederholte nochmal genau das, was sie eben gesagt hatte, nur langsamer. Ich platzierte meine Antworten genau zwischen ihren Fragen. 'Hallo', sagte sie. "Hey", antwortete ich, wobei ich die Silbe ein wenig in die Länge zog, wie ein kleiner, schüchterner Junge. 'Wie geht es dir', kam es von ihr. "Wie immer", erklärte ich schulterzuckend und grinste. Wie sollte es mir auch großartig gehen. Mir ging es eigentlich nie besonders gut und mit meinen Problemen brauchte ich sie nicht nerven. Nicht jetzt schon. 'Ich hoffe deine Ferien waren genauso schön wie meine', erklang es wieder. "Wahrscheinlich eher nicht", erklärte ich resignierend und lächelte matt. "Und um nochmal zum Anfang zu kommen: Nein, du hast mich nicht erschreckt!", erklärte ich meiner Freundin noch und lehnte mich wieder entspannt gegen die Bank

» Abteil 1
» Abteil 2
» Abteil 3
» Abteil 5