Tisch nahe der Tanzfläche

Now it's my time.

Dominique betrat, endlich fertig, die große Halle. Endlich war sie hier, in Hogwarts. Ihre Freude wurde mit jedem bewunderndem Blick größer, und sie sandte ein stummes Danke an ihre Mutter. Zum einen, dass sie ihr das Veela-Gen vererbt hatte, und zum anderen, dass sie ihr auch noch dieses Traumkleid geschneidert hatte. Da hatte es schon Vorteile, wenn die Mutter eine Modedesignerin war. Ein Traum aus pinkem Stoff, und dazu schwarze Schuhe, Tasche und Maske. Sie war so froh gewesen, dass sie diese Maske gefunden hatte, sie passte einfach ziemlich gut. Doch mit ihren Haaren hatte sie nichts Besonderes mehr angestellt, sie fielen ihr ganz normal in sanften Locken über die Schultern.
Dome blickte sich in der festlich geschmückten großen Halle um. Irgendjemand musste doch hier sein, den sie kannte. Ihr Bruder, oder sonst irgendjemand aus ihrer Verwandschaft vielleicht. Sie ging auf die Tanzfläche zu, die im Moment noch ziemlich leer war, und gerade da erblickte sie jemanden, der ihr verdächtig bekannt vorkam. Ein schwarzes Kleid zierte das Mädchen, und ihr fiel ein, wer sie sein könnte. Langsam ging sie auf sie zu, während sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. "Roxanne? Oh, ich freu mich so, dich zu sehen!" Die Augen hinter der Maske strahlten, Dome zwirbelte aufgeregt eine Locke um ihren Finger. Sie freute sich einfach so sehr auf Hogwarts. "Wie findest du diesen Maskenball?", fragte sie auch gleich drauflos.

Dome freute sich über Roxannes Reaktion auf ihr Erscheinen. Und auch sie freute sich darüber, ihre Cousine zu sehen. Schließlich sah man sich während dem Schuljahr kaum, höchstens mal in den Ferien auf irgendwelchen Familienfeiern. "Ja, ich finds auch klasse. Dieses Turnier ist wirklich der perfekte Anlass, um auch mal nach Hogwarts zu kommen." Eigentlich hatte das auch den Ausschlag für ihre Entscheidung gegeben, am Turnier teilzunehmen. So konnte sie wenigstens bei einem Teil ihrer Familie sein und neue Leute kennenlernen. Bei Roxannes Kompliment färbten sich ihre Wangen leicht rosa. Auf solche Reaktionen hatte sie insgeheim gehofft. Aber Roxi hatte sich auch unheimlich herausgeputzt. "Das kann ich nur zurückgeben! Du siehst super aus, das Kleid steht dir." Sie konnte sich vorstellen, dass ihre Cousine bestimmt eine große Auswahl zwischen Jungs haben würde, die mit ihr zusammen sein wollten.
Auf die Antwort nickte sie kurz und blickte sich nochmal bewundernd um. "Das ist einfach beeindruckend hier. Vielleicht wechsel ich ja doch noch die Schule." Der zweite Teil war doch eher nur als Scherz gemeint gewesen. Sie fand Hogwarts zwar bisher genial, aber Beauxbatons war doch ihre Heimat, und es würde ihr schwerfallen, auf eine andere Schule zu gehen. Aber dieses Jahr würde sie dank dem Turnier doch hier verbringen. "Sag mal, willst du auch beim Turnier mitmachen? Ich bin sowas von aufgeregt deswegen!"

Dome hörte ihrer Cousine aufmerksamen zu, und so langsam wurde ihr klar, wie groß das Schloss wirklich sein musste. "Ich hoffe, ich werde mich hier nicht verirren. Und vorallem nicht allein. Aber als ich gesehen habe, dass sich hier auch die Treppen bewegen, habe ich erstmal gestutzt." Tatsächlich war die Beauxbatons ziemlich erschrocken, als sich unter ihr plötzlich die Treppe bewegt hatte. Danach hatte sie erstmal noch Zeit gebraucht, um dorthin zu kommen, wo sie eigentlich hinwollte.
"Hm, ja, das Kleid hat Mum mir gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass sie da wahrscheinlich die halbe Nacht drangesessen hat, schließlich habe ich ihr erst gestern vom Ball erzählt." Liebevoll strich Dominique über den pinken Stoff. Es war einfach wunderschön, und sie war ihrer Mutter so unheimlich dankbar dafür.
Bei Roxis nächster Bemerkung grinste sie. Nein, sie würde nicht nach Hogwarts wechseln. Es war zwar ein schönes Schloss, und sie wäre näher bei ihrer Familie, aber dieses Jahr war sie sowieso hier und dann wollte sie ihren Abschluss lieber in Beauxbatons machen. "Es wäre zwar nicht schlecht, aber nur für ein Schuljahr lohnt es sich nicht. Und dieses Jahr bin ich doch sowieso hier."
Doch ein wenig erleichtert war sie, dass Roxi sich nicht am Turnier bewerben würde. Ein Familienmitglied weniger, gegen das sie kämpfen musste. "Das kann ich verstehen. Fred würde sich bestimmt nicht besonders freuen, oder? Aber ich glaube, mir wird es mit Louis genauso gehen, vorallem, wenn wir beide wirklich Champions werden. Ich könnte mich bestimmt kaum auf die Aufgaben konzentrieren, weil ich mich um ihn sorgen würde. Aber wir werden es wohl trotzdem versuchen." Sie hatte von ihrer Mutter so viele Geschichten über das Trimagische Turnier gehört, bei dem diese teilgenommen hatte, dass sie unbedingt in ihre Fußstapfen treten wollte.

Schnell zupfte Logan noch seinen Kragen zurecht, bevor er sich zu zwei hübschen Mädchen nahe der Tanzfläche gesellte. Sie unterhielten sich. Und mit einem gleichgültigen "Hallo" machte Logan auf sich aufmerksam. Zwar klang das Hallo zu hundert Prozent gleichgültig, doch Logan war es nicht gleichgültig gewesen. Lächelnd musterte er die beiden Mädchen, die er hinter ihren Masken kaum wieder erkannte, beide kannte er generell nur flüchtig.
Die eine war aus Griffindor und die andere kam von der Schule Beauxbatons - er wusste, dass beide in irgendeiner Art mit dem besten Freund von Harry Potter - Ron Weasley - verwandt waren, wahrscheinlich kannten sie sich desswegen.
Mit einem charmanten Lächeln fragte er: "Darf ich?", er deutete auf den Stuhl, der vor ihm stand.

Bevor Logan sich überhaupt hinsetzen konnte, oder eine Antwort von den Mädchen bekommen konnte, bemerkte er Albus Potter - die Betonung auf Potter.
Logan fuhr sich entnervt durch die Haare, und auf das höfliche Nicken des Jungen, hob Logan nur eine Augenbraue und wandte sich wieder von ihm ab.
Doch als er bemerkte, das Albus Potter sich noch immer nicht verzogen hatte, beugte Logan sich etwas näher zu den beiden Mädchen und zwinkernd flüsterte er: "Ich schaffe euch den Abschaum mal eben vom Hals."
Er richtete sich wieder zu seiner stets aufrechten Haltung auf und wandte sich wieder an Albus: "Potter, wenn du irgendein Problem hast, dann lass' uns das bitte unter vier Augen klären." Logan ging ein paar Tische weiter und ließ sich dort nieder, mit einem entnervten Wink, winkte Logan Albus zu sich.
"Bitte, setz' dich doch zu mir, mein Lieber."
Das solch in Gesindel das Haus Slytherin aufsuchen darf, ist eine Schande, doch dies behielt Logan erst einmal für sich, wir wollen ja nicht die Pferde wieder von der Weide locken, wenn sie doch einmal schon drauf stehen.
Ungeduldig schnippste Logan mit den Fingern, und schon bald eilte eine Kellnerin herbei, die obendrein auch noch super gut aussah.
"Hey, Süße, kannst du mir bitte ein genauso heißes Getränk bringen, wie du es bist."
Die Kellnerin lachte leise und nickte dann.
'Ich bleibe auch gerne selber bei dir', sagte sie dann noch augenzwinkernd.
"Liebes, hol' mir lieber meinen Drink, die Nummer zieht nämlich nicht bei mir."
Sagte er einfach nur, und wartete ungeduldig auf Albus - und obendrein jetzt auch noch auf sein Getränk.
Die Kellnerin hatte beleidigt einen auf Fliege gespielt, und ist abgedackelt.

Logan lächelte selbstgefällig: "Ich bin also ein waschechter Slytherin, und jetzt erklär' mir doch mal bitte, was du dann bist? Nachfolger des großen Harry Potters?! Ach, war dein Vater nicht zu tiefst verärgert, dass du im falschen Hause gelandet bist? Denn nach Slytherin passt ein solches Gesindel, wie die Potters es sind, nicht."
Logan spuckte diesen abscheulichen Nachnamen des Jungen vor sich verächtlich aus.
"Dann kannst du dich übrigens glücklich schätzen, Potter, dass du solch elegante und bezaubernde Cousinen hast - mein Lieber."
Er nickte in Richtung Dominique und Roxanne.
"Was los ist? Du bist los. Was wolltest du eigentlich gerade eben? Ich hatte vor mich gemütlichst mit deinen Cousinen zu unterhalten, aber bitte, Potter, wenn du magst, verdorben hast du nicht mir die Laune, sondern Roxanne und Dominique."
Logan lehnte sich etwas zurück und musterte Albus in seinem Outfit.
"Mh. Joa, siehst heute etwas lockerer aus als sonst."
Natürlich bestand dieser Satz aus purer Ironie, doch davon anmerken, ließ Logan sich nichts, er hatte es echt klingen lassen - und so klang es.
Der Junge vor Logan war ein Jahr jünger als er selbst, und besuchte die Klasse unter ihm.
"Aber, wenn ein Potter, von einem so jungen Alters, etwas mit größeren zu besprechen hat, ist er wohl ohne Furcht."
Logan legte den Kopf schief, und überlegte, dass es ganz witzig wäre, den Kleinen mit seinem Vater aufzuziehen.
"Dabei, war dein Vater doch jedes Mal so ängstlich, wenn er vor die Türe trat, und sein Sohn soll da anders sein? Albus Potter - du kannst mich zum Narren halten - aber verarschen kann ich mich selber."
Wieder trat dieses selbstgefällige Grinsen auf seine Lippen.

Logan behielt die Augenbraue in der Höhe, als er seinem Gegenüber aufmerksam - was eher heißen sollte - uninteressiert, zuhörte.
"Aber, aber. Brauchst ja nicht gleich aufbrausend zu werden, lieber Vertrauensschüler Potter", verächtlich starrte Logan Albus an. "Nur damit du's weißt, Potter: Dome mag mich, und ich sie ebenfalls, also halt jetzt bitte deine herzallerliebsten Cousinen daraus."
Logan musterte Albus wieder durchgehend.
"Nein, nein. Der Anzug passt hervorragend zu deiner Nervösität - also, ich meinte es zwar nicht ernst - doch er bringt deine Gefühle mehr zu Geltung - und das, Potter, meine ich ernst."
Logan hatte seine Augenbraue wieder heruntergelassen, und da kam auf einmal wieder die Kellnerin, und stellte ihm einen frischgepressten Saft vor die Nase.
'Hier, mein Lieber.'
Logan lächelte der Kellnerin zu, und charmant behauptete er: "Tausend Dank, meine Teuerste."
Wieder wurde die Kellnerin rot und fing histerisch zu kichern an, dann ging sie wieder. Typische Verhaltensweisen, schüchterner Mädchen.
"Aber bitte, Albus. Du kanntest deinen Vater doch wahrscheinlich besser als ich, und außerden ist er seit Jahren nichts weiter als eine Legende, die kleinen Kindern zum Einschlafen erzählt wird - Dass der große, fabelhafte Harry Potter es schaffte Voldemort zu besiegen, und jetzt sogar geheiratet hat, eine Weasley. Kein Wunder, dass du nur Halbblut bist, Potter hätte es sich einfacher machen können."
Lächelnd nippte Logan kurz an seinem Drink und schaute interessiert zu Albus.
"Bitte, Potter. Ich weiß soviel über euch. Doch ich gebe mich nicht mehr mit solch würdelosen Gedanken über deine Familie ab. Nur zu gerne würde ich wissen, ob dein Bruder auch so ein verlorenes Lämmchen ist - wie du."

Logan lachte nur leise auf. "Ach, bleib du ruhig stolz auf deinen heldenhaften Vater, Potter."
Auf Albus' nächste Worte, erwiederte er nur: "Halbblut und stolz drauf?! Das ist ja lächerlich!"
Logan lehnte sich wieder etwas zurück und trank noch einen kleinen Schluck aus dem Becher. "Natürlich kenne ich deinen Bruder - doch wie gesagt - ich gebe mich nicht häufig mit den Potters ab. Na dann, verlorenes Lamm, lass uns doch nochmal auf deine Mum zusprechen kommen, warte, wo war ich stehen geblieben? Blutsverräter ... und warte, weiter?", Logan lächelte sarkastisch und stellte seinen Becher wieder ab.
"Gut, Potter, ich werde dich dann nun verlassen, denn solch ein Gesindel wie euch Potters, ist keine gute Unterhaltung auf einem so hervorragenden Maskenball." Er stand auf, und mit einem höflichen, angedeuteten Knicks, machte Logan sich auf in Richtung Tanzfläche. Dort war wahrscheinlich mehr Spaß zu finden.

Dome äugte vorsichtig zu ihrem Cousin und dem anderen Slytherin hinüber, die inzwischen wohl in ein Wortgefecht verwickelt waren. Und merkwürdigerweise hatte sie das Gefühl, dass es dabei auch irgendwie um sie ging. Konnte das möglich sein? Sie hatte ja nicht mal etwas sagen können, bevor die Beiden schon am rumgiften waren. Merlin, waren Jungs kompliziert. Manchmal sogar noch komplizierter als sie selbst. Mit einem leisen Seufzen schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder an ihre Cousine. "Ich denke, ich hole mir etwas zu trinken. Wir sehen uns bestimmt später noch." Damit warf sie die prächtigen silberblonden Haare zurück und steuerte die Bar an, an der noch nicht besonders viele Schüler saßen.

tbc: Maskenball - Die Bar