Tisch neben einem Fenster

Mit gemächlichen Schritten ging Leon durch die Halle und sah sich um. Das war also Hogwarts. Das berühmte Schloss Hogwarts. Ziemlich verkommen, wie er fand. Der junge Russe ließ sich auf einem Stuhl nieder und beobachtete weiter. Die Schüler sahen teilweise wirklich hochnäsig aus. Doch er hatte sich von England sowie auch dessen Bewohner nichts anderes erwartet. Es kam eben nichts gegen die Heimat an - und das würde sich auch sicher nicht so schnell ändern. Hoffentlich waren wenigstens die Lehrer... annehmbar. Annehmbarer als die Schüler und Schülerinnen auf jeden Fall. Aber das dürfte sich nicht als sonderlich schwer entpuppen. Nein, gewiss nicht.
Erneut ließ er seinen Blick schweifen. Diesmal allerdings über die Schüler, die bei so manchem als unbelehrbar galten und Opfer übler Nachrede waren. Sie tanzten, sie saßen und sie ... standen. Natürlich nicht zu vergessen, dass der Großteil davon eine Konversation führte. Grauenhaft, wie langweilig es hier war. Richtig enttäuschend. Besonders für jemand, der sich ziemlich viel von der allbekannten Schule für Hexerei und Zauberei erwartet hatte. Also jemanden wie Leon. Aber wie gesagt: Nichts ging über die Heimat. Und schon gar nicht über Durmstrang. Wer würde es denn ohne dunkle Magie aushalten? Das Leben musste wahrlich langweilig sein.

Ein Mädchen, das ihm unheimlich bekannt vorkam, stellte sich zum Fenster. Sie schenkte ihm ein etwas zurückhaltendes Lächeln. Wer war sie gleich nochmal? Eine Durmstrang war sie, so viel war sicher. Doch ihr Name wollte Leon einfach nicht einfallen. Er erwiderte fürs erste ihr Lächeln, jedoch war seines freundlicher und vor allem war es eine gewisse Einladung, sich doch zu setzen. "Elisabeta Dauncey", schoss es ihm durch den Kopf. Natürlich. Elisabeta. Es war ja schon beinahe peinlich, dass er bei seinem guten Gedächtnis auch nur kurzzeitig ihren Namen vergessen hatte.
Sie war - seines Wissens nach - ein nettes Mädchen. Jedenfalls hatte sie bis jetzt immer so auf ihn gewirkt. Freundlich, so viel war sicher. Auch wenn sie nur zu ihm freundlich war - Das sollte ihm egal sein. Hauptsache sie legte sich nicht mit ihm an und forderte ihn nicht heraus. Er ließ seinen Blick wieder über die Meute von Schülern schweifen. Die meisten aus Beauxbatons sahen einfach hochnäsig und unerträglich aus. Naja, Frankreich halt. Als hätte er sich etwas anderes erwartet. Die Leute aus Durmstrang waren natürlich am höchsten Platz der anwesenden Gesellschaft. Obwohl nicht wirklich viel nötig war um die Briten oder Franzosen zu übertreffen. Bei den Schülern von Hogwarts gab es wenigstens schon zwei Kategorien - Ein Fortschritt. Die einen wirkten schüchtern und unmöglich, während die anderen heimtückisch und hinterhältig wirkten. Ja, vielleicht konnten einige von ihnen sogar ganz in Ordnung sein. Vielleicht.
Doch im Grunde war es Leon herzlich egal, wer was sein konnte, denn im Moment waren sie alle nur eines: Nervig und überflüssig. Zudem noch eine beachtliche Lärmquelle, wodurch die Situation nur noch unerträglicher wurde. Also warum noch in der großen Halle bleiben, wenn es ein ruhiges und bei weitem interessanteres Schloss zu erkunden gab? Ja, wahrlich ein ganzes Schloss, das nur so vor Geheimnissen strotzte. Dazu kamen noch die prächtigen Ländereien, die man nicht außer Acht lassen sollte. Doch um eine tatsächliche Ruhe genießen zu können schien wohl eher die Natur zu dienen, als das alte Gemäuer mit lauter sprechenden, aufmüpfigen Gemälden. Nach diesem Gedanken stand Leon auch schon auf und machte sich auf den Weg aus der großen Halle, um dieses Schauspiel nicht noch länger ertragen zu müssen. Furchtbar. Das konnte man gehobener Gesellschaft wie ihm doch nicht zumuten.